Off topic: Die Dienstreise
geschrieben von:
Falckozwo80
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Datum: 06. November 2013 13:59
„Sie können den Dienstwagen nehmen, der ist frei!“ - „Oh, ‘danke‘...!“ Mal sehen, was da auf mich zukommt. Zunächst komme ich auf das Auto ansich zu: Es ist ein Touran (VW), eine Art Kastenwagen. Der Einstieg gelingt mehr oder weniger im Stehen, die Schwellerbreite läßt mich als Hosenträger dann doch hinein. Ich lasse mich vom Kollegen etwas einweisen: „Einfach den Schlüssel reinstecken!“ - Äh, ... Das Zündschloß befindet sich natürlich nicht am vom W124 gewohnten Ort, sondern direkt an der Lenksäule, nur ein klein wenig versteckt. Ein Dreh des Schlüssels und alle bunten Lämpchen gehen an, auch das Radio plägt los und das Fahrlicht geht an. Nicht an geht der Motor. „Bremse treten!“ lautet das Kommando des Kollegen. Ich trete die Bremse und siehe da: er startet. Geniale Diebstahlsicherung: Welcher Dieb tritt schon die Bremse, um loszufahren? Er läuft, aber was ist das? Er läuft unrund - nein, eher laut und rauh, findet seine Ruhe nicht, will nicht harmonisch schnurren. Äh, ... werte Leser hier muß ich noch ergänzen, es handelt sich um einen 4 Zylinder-Motor. Nunja, bei geschlossener Tür wird es besser.
Ah, Automatik, kein Problem, kann vermutlich eh‘ nichts anderes mehr fahren. Also „R“, Bremse kommen lassen und ... nichts. Das Auto bleibt stehen. Bremse mehr kommen lassen und ... da! tatsächlich: man spürt - nach einer Gedenksekunde - den Einkupplungsvorgang und dann fährt er langsam aber spürbar an, leider dann doch zu schnell fürs vorsichtige rückwärts Rangieren im Betonparkhaus. Also Bremse wieder 1 Millimeter mehr treten ... reicht nicht ... noch 1 Millimeter, immernoch zu schnell, mehr bremsen – das Auto steht wieder ganz. Er hat ausgekuppelt. Bremse also wieder kommen lassen = er fährt nach einer Gedenksekunde langsam aber spürbar an, leider dann doch zu schnell fürs vorsichtige rückwärts Rangieren, also Bremse wieder 1 Millimeter mehr, reicht nicht, noch 1 Millimeter – das Auto steht wieder, weil ausgekuppelt. So hoppele ich mich rückwärts aus der Lücke.
Wir fahren vorwärts, auf die Straße. Die ersten 10 Zentimeter des Gaspedalwegs passiert im Prinzip nichts. Man bewegt sich sachte, das Getriebe schaltet - wirklich völlig unmerklich, weil DSG - hoch. Und höher. Und noch einen. Im Modus „D“ schaltet das Getriebe schnellstmöglich hoch, d.h. bei ca. 25 Km/h ist es wohl schon der 4. Gang. Vortrieb nur ungleich Null, aber es hupt keiner hinter mir.
Am Zielort verfahre ich mich, wende in einer Abbiegung, gebe mehr Gas zum „Wiedereinfädeln“ (obwohl überhaupt keine Autos weit und breit) - plötzlich rast diese Kiste los, wie irre! Der Drehzahlmesser steht steil senkrecht, will noch darüber hinaus, es brüllt und schreit aus dem Motorraum, als würde der leibhaftige Rudolf Diesel mit Normalbenzin gefoltert (ja, es sind nicht nur 4 Zylinder, sondern auch noch die Dieseltechnik), furchtbar.
Mit “D“ komme ich anscheinend nicht zurecht. Probieren wir also „S“.
Im Modus „S“, schaltet das Getriebe eigentlich gar nicht mehr. Der Motor dreht auf 1.500, auf 2.500, 3.000, mit entsprechender Wiederholung der Schmerzensschreie. Hemmungslos, laut. Rücksichtsloses, irres Dröhnen, daß man denkt, gleich platzt er.
Aber da haben wir in “D“ ja noch die Plus-Minus-Kulisse. Jaaa, herrlich, man fährt los, *Klick* nach vorn: Zweiter Gang, weiter..., ein nächster *Klick*, dritter Gang. Kommt einigermaßen hin. Äh, ... sicher, dafür ist eine Automatik nicht da; ich habe das Plus-Minus-Geklicke dann auch nur auf der Autobahn gebraucht, um besser bergauf zu kommen, D6, statt D7.
Ohnedies war meine Vmax nur bei gut 100. Ja, gut, ich habe auch bergab mal die 140 probiert. Interessant dabei nicht nur der absolute Geradeauslauf (was will ich von meinem 18-jährigen da schon erwarten?), sondern auch die Kontinuität der Geräuschkulisse: Der Wagen ist so gedämmt, daß er bei 120 genauso ist, wie bei 80, daß man keinen Unterschied wahrnimmt. Es rauscht und brummt und zischt in einer Tour. Ja, doch, mein alter 280 ist mit 120 echt lauter, als mit 80. Bei 80 höre ich ihn gar nicht. Und schon überhaupt nicht bei Westwind, denn abends fahre ich Richtung Osten.
Der Wagen ist für den zweiten Termin schon gebucht; dann fahre ich mit einer Kollegin. Sie will fahren - soll sie!
Es soll Menschen geben, die sowas freiwillig privat kaufen und fahren.