Datum: 10. Oktober 2018 09:24
Markus[LB] schrieb:
-------------------------------------------------------
> Ein Fahrzeug vom Zustand her "Jahreswagen Niveau"
> hat mit ein wenig Abstrichen, das wird erwartet
> und sowas gibt es.
Selbstverständlich. Aber mal davon abgesehen, dass ich noch nie einen Jahreswagen genau inspiziert habe (ich denke, er sieht aus wie ein Neuwagen, nur ohne Wachsschmier an den Scheiben
), wird "Jahrenswagenzustand" nur mit extremem Restaurations- und Investitionsaufwand zu erreichen sein. Der wird sich dann irgendwo als "Eins-minus" bis "Zwei-plus" einordnen lassen und auf jeden Fall fünfstellig gekostet haben. Plus Arbeit, versteht sich. Wenn das die neue H-Welt ist, dann fährt neuerdings alles mit H direkt ins Museum.
Ich halte solch hohe Ansprüche schlicht für unverhältnismäßig. Wenn man damit verhindern will, dass die Oldtimerschwemme auf den Straßen überhand nimmt, gäbe es bessere Möglichkeiten. Aber es ist eben wie so oft in der Politik: Nicht die besseren Möglichkeiten (Erhöhung des Mindestalters auf 40, 50 meinetwegen 80 Jahre, Begrenzung der maximalen Jahresfahrleistung) werden verwandt, sondern die, die mit dem wenigstens Aufwand und der geringsten Gegenwehr seitens der Betroffenen verbunden sind.
> Merkwürdig, dann ist das ein Ludwigsburger
> Phänomen. Einige "Ratten" fahren da schon mit
> H-Kennzeichen in der Gegend herum. Es gibt
> natürlich aber auch sehr gut gepflegte bzw. auch
> sehr schön wieder hergestellte Fahrzeug (die
> parken meistens aber nicht an der Straße,
> weswegen man die nicht so häufig sieht).
Genau das passiert, wenn man die Anforderungen so hoch legt, dass kaum noch einer zum TÜV fährt, sondern das Gutachten von bestimmten Werkstätten "organisieren" lässt. Die bringen jede Ranzbimmel ans Ha und stellen ein Gutachten aus, welches jeder Beschreibung spottet. Mir ist im Bekanntenkreis ein 32 Jahre alter US-Reimport-BMW bekannt, bei dem man u.a. durch den Unterboden Fußball spielen konnte, da hat die Werkstatt erst die HU/AU-Abnahme "ohne Mängel" durchgeführt und dann das H-Gutachten, das es in sämtlichen Punkten als Note 1(!!) ausgewiesen hat. Dabei hatte der Motor einen üblen Kolbenkipper, der Innenraum sprach beredt von 180.000 Meilen und im Kofferraum musste man alles festbinden, damit es während der Fahrt nicht rausfiel. Der Eigentümer meint selber, dass der Prüfer den Wagen vermutlich nie gesehen hat. Die ganze Chose hat letztes Jahr 700,- Euro gekostet, inkl. aller Gutachtenkosten. Bekannte Regel in meiner Ecke: "Wennze billig H willst, fahr zu 'No-Limits'." Der Firmenname ist da wörtlich zu nehmen. Die haben sich inzwischen auch mal neu firmiert, vermutlich weil der Druck seitens der Behörden zu groß wurde. Soll aber noch immer so laufen wie seit jeher. So sieht die Realität aus.
Inzwischen wurde der Wagen aber weitgehend repariert. Ein Einser wird das trotzdem nie.
Grüße, Tom
Aus Murphys unvollständiger Liste von Kampfgesetzen:
41. Wenn beide Seiten davon überzeugt sind, dass sie bald verlieren werden, haben sie beide Recht.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 10.10.18 09:34.