Datum: 12. November 2017 15:37
> Ma-Ke schrieb:
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> > ...Leinöl drauf streichen (bleibt jahrelang
> > ölig, kriecht in die Rostporen, nicht
> > überstreichbar)
franz schrieb:
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> Unsinn. Nach 2 Wochen ist das durchpolymerisiert.
> Es fühlt sich dann zwar noch "klebrig" an, aber
Hallöchen,
immer diese Verpauschalierungen.
Zwei Beobachtungen, zwei Meinungen.
Was ist nun richtig?
Die Wahrheit ist relativ komplex
und weil ich heute stinke faul bin,
beschränke ich mich ganz bequem auf das Zitieren:
ich zitiere mal:
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Trocknung
Anstriche können physikalisch ( durch Verdunsten des Lösungsmittels ) oder chemisch ( Umwandlung der Bestandteile z.B . Oxidation durch den Luftsauerstoff ) fest werden. Diesen Vorgang bezeichnet man als Trocknung.
Leinölfirnisse und Leinölfarben trocknen oxydativ , benötigen also Sauerstoff. Beschleunigt wird dieser Vorgang durch Licht und eine höhere Temperatur. Die Leinölmoleküle wandeln sich durch den Sauerstoffeinfluss in neue Moleküle um und diese vernetzen sich ( polymerisieren ) . Es bildet sich eine Haut, die ihrerseits die weitere Durchtrocknung aber verzögert und bei hohen Durchtränkungen verhindert.
Die DIN fordert eine Trocknungszeit von 24 Stunden bei 15 bis 20°C und 50% Luftfeuchte nach ISO 1517. Hierbei wird eine Glasplatte mit Leinölfirnis bestrichen und senkrecht aufgestellt. Nach 24 Stunden wird sie mit feinen Glaskugeln bestreut und diese müssen vollständig ablaufen.
In der Praxis , mit viel größeren Durchtränkungen, kann man nur sagen, dass ein Leinölfirnis nach 24 h regenfest sein soll.
Bei hohen Durchtränkungen hingegen ist der Leinölfirnis im Innern des Holzes noch Monate bis Jahre flüssig, auch wenn man es nur beim Aufschneiden feststellen würde. In diesem Fall stellt man fest, dass der Anstrich bei Wärmeeinwirkung "schwitzt " , sich klebrig anfühlt. Hier diffundiert Leinöl und Wasserdampf an die Oberfläche, nicht zu verwechseln mit einer klebrigen Oberfläche von schlecht gereinigten Leinölen.
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Zitat Ende, Quelle: Farbmanufaktur Werder
Die Rostumwandlung und die Aushärtung des Leinöls braucht Luftsauerstoff und Licht und viel Zeit. UV-Licht beschleunigt den Prozess. Der Vorgang dauert Tage, Wochen, Monate. Wie lange das im einzelnen nun tatsächlich dauert -----, das hängt von den Randbedingungen ab.
Am Unterboden im Winter dauert der Prozess viiiiiiiiiiel länger als im Sonnensommer oben am Schiebedach. Deckt man die Leinölschicht zu früh mit einer Lackschicht ab, unterbindet man den Sauerstoffzutritt, damit stoppt man die Rostumwandlung und die Aushärtung des Leinöls.
ciao
mattis