Datum: 26. Januar 2005 21:04
Viele haben ja schon mit einem schwergängigen Hubscheibenwischer Bekanntschaft gemacht. Meist hilft man sich für's erste mit einem Tropfen Öl, den man auf die Hubachse träufelt. Leider hilft das nicht für lange, dann geht der Wischer wieder schwergängig. Ich wollte nicht länger mit dem Provisorium leben und endlich für Jahre Ruhe haben. Daher habe ich mir ein paar gebrauchte Hubwischer beschafft und untersucht, bevor ich meinen zerlege und dabei möglicherweise auf größere Probleme stoße. Das war auch gut so...[p]
Diese Bastelanleitung richtet sich an alle diejenigen, die entweder keine Sachen wegwerfen, die noch zu 98% gut erhalten sind, oder die zu geizig sind, für ein paar Hundert Euro einen neuen Scheibenwischer beim Erstzteilmokel zu ordern. Der "typische" Mercedesfahrer wird vermutlich keinen Gedanken an eine eigenhändige Überholung seiner Wischermechanik verschwenden, die über das Einfetten der Hubwelle hinausgeht...[p]
[h3]Erste Erkenntnis: Es gibt wenigstens zwei verschiedene Ausführungen, die in unsere W124er verbaut wurden:[/h][p]
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Nr. 1: Der servicefreundliche Typ mit Plastikdeckel[p]
Hier isses recht einfach, denn der Plastikdeckel ist nur aufgeklickt und kann leicht abgenommen werden. Die Hubmechanik ist im Bodenteil integriert und sofort gut zugänglich. Altes, bröckeliges Fett möglichst vollständig entfernen und nicht allzu sparsam frisches Fett an die Schmierstellen geben. Auch auf das äußere Wellenstück etwas Fett geben, damit sich eine Fettwulst bildet, die in Ruheposition Wasser und Schmutz vom Gleitlager fern hält.[p]
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Nr. 2: Die schwer zu zerlegende Vollmetallausführung[p]
Bis man diese Type auseinander hat, kann es schon eine Weile dauern. Dafür scheint das gute Stück auch relativ unkaputtbar. Die Hubmechanik ist hier im massiven Metalldeckel eingebaut, was dazu führt, das zunächst vier Deckelschrauben von unten herausgeschraubt werden müssen. Leider sind nur zwei Schrauben zugänglich. Die anderen zwei werden erst sichtbar, wenn das Getriebeteil unten abgenommen wurde.[p]
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Hier ist die Unterseite der Wischermechanik sichtbar. Man sieht die Antriebswelle, die mit dem Wischkopf starr verbunden ist. Zum trennen der Teile muß der Außenseegering der Antriebswelle abgenommen und die Antriebswelle aus der Nadellagerung gedrückt werden. Dann kommt das Getriebe zum Vorschein:[p]
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Innenzahnradsegment und Stirnrad[p]
Die Zahnräder einfach mit Bremsenreiniger säübern und mit haftfähigen und kunststoffverträglichem Fett schmieren.[p]
[h3]Warum der Wischer leichtgängig sein sollte[/h][p]
Nachdem die Mechaniken ihre Geheimnisse offenbarten, schaute ich mir die Motoren an. Drei gebrauchte lagen vor mir und nur einer funktionierte. Die beiden anderen gaben nur jämmerliche Geräusche und sonderbare Gerüche ab. Also auch aufgeschraubt. Zum Vorschein kam dies:[p]
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Ohjeohje - Platine verschmort, Kohlenschächte rausgebrochen, Kohlen schief abgenutzt: Dieser Motor wurde bestialisch misshandelt! Sowas passiert, wenn der Motor permanent überlastet wird, meist durch eine schwergängige Wischermechanik. Die Stromaufnahme des Motors steigt bei der höheren Last eines schwergängigen Getriebes sehr stark an und in der Folge überhitzt der Motor. Dies sind die langfristigen Folgen. So ein Motor ist nur noch ein Fall für die Mülltonne. Oder für einen echten Hardcore Mc.Guyver...[p]
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Links der abgerauchte Motor, rechts ein einwandfreies Exemplar.[p]
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Dieser Kohlenträger sieht soweit gut aus, nur nähern sich auch hier die Kohlebürsten der Verschleißgrenze. Da die Kohlen mit 5x6mm durchaus handelsübliche Maße besitzen, wird man leicht Ersatzteile aus dem Haushaltsgerätesektor auftreiben (5x6mm, 10-12mm lang, mit angepresster Litze o.ä.).[p]
Viel Erfolg beim Wischer-Pflegen![p]
Grüße, Tom